Kunstwerke aus Stahl
Beim Auftrag der Gemeinde Gottmadingen und der freiwilligen Agenda-Gruppe zur Verschönerung des Ortes kamen folgende Gedanken
und Techniken zur Anwendung:
Aufgabe:
Historisch war die Gemeinde Gottmadingen weit über die Grenzen Badens hinaus bekannt für das hervorragende Bier
der Brauerei „Bilger“, das in den damals üblichen Flaschen mit Hebel-Verschluß geliefert wurde. Die Bilger-Brauerei stand dabei in
engem Kontakt mit der ältesten Brauerei der Welt in Weihenstephan, die jährlich ihre Brauerei-Lehrlinge im Sommer nach Gottmadingen
schickte, da die Bilger-Brauerei technisch stets auf dem neuesten Stand war. In den 1970er-Jahren wurde die Bilger-Brauerei jedoch
von Fürstenberg übernommen und die Brau-Aktivitäten in Gottmadingen eingestellt, sodass eine unabhängige und freiwillige Gruppe
Gottmadinger Bürger 30 Jahre später beschloß, ein Kunst-Werk aufzustellen, das an die große Vergangenheit des Bier-Brauens in
Gottmadingen erinnern sollte. Über mehrere Jahre wurden Spenden gesammelt und es fand eine internationale Ausschreibung um das beste
Kunstwerk statt: von der Fachjury ausgewählt wurde schließlich der Entwurf einer "Stele" aus rostendem Stahl, letztlich vergänglich
wie die große Brauerei-Tradition, mit der Innen-Kontur einer Bügelflasche.
Lösung:
In Zusammenarbeit mit dem Künstler wurde
die eigentliche Kontur der Bügelflasche als Computer-Datensatz auf die Größe der Stele mit Höhe 5,60m skaliert und auf beiden
Seiten der Stele spiegelbildlich autogen gebrannt. Damit die Kontur im Blech aber nicht abrupt beginnt, ist der untere Übergang vom
Blech in die Nut schräg gefräst, und erinnert somit an die Entwicklung der Bilger-Brauerei. Hierbei kam eine der großen
Fräsmaschinen zum Einsatz, auf der die gesamte Stele aufgespannt wurde um diesen Übergang zu fräsen.
Aufgabe:
Der Künstler brachte wichtige Details ein, die aus der Schweiß-Konstruktion erst ein echtes Kunstwerk machen.
Lösung:
Die Schweißnähte wurden außen-gewölbt geschweißt und danach handpoliert, sodass im Detail das Objekt als
Mono-Block dasteht, und nicht nur als die Summe von Einzel-Blechen. Der Revisions-Deckel auf der Rückseite wurde in eine gefräste
Aussparung mit engem Spaltmaß eingesetzt, sodaß der Deckel optisch kaum erkennbar ist. Die Steifigkeit der Stele gegen Winddruck
wurde durch geschweißte Rippen und Träger von innen verstärkt, dazu mussten aber die Schweißer in die enge Stele klettern und
dort noch schweißen. Die Schweißnähte dazu mussten einerseits stabil und durchgeschweißt sein, andererseits durfte auf der
Außenseite keine Wärme-Einwirkung sichtbar werden. Die solide Verankerung im Fundament musste beim Aufstellen mit dem Autokran
zwar schnell durchführbar sein, aber sollte dann unsichtbar werden. Die Oberfläche der Stele wurde vor der Aufstellung noch 4
Wochen lang speziell behandelt, damit eine gleichmäßige Korrosion eintritt.
Insgesamt ist die Fertigung dieser Stele somit eine gelungene Kombination von handwerklichem Geschick mit modernsten Techniken und
großen Werkzeugmaschinen. Und am Ende war die Stele noch budget-schonend, sodaß die Agenda-Gruppe von den gesammelten Spenden noch
weitere Orts-Verschönerungen in Angriff nehmen kann!